Die archaeale Protonenpumpe Bacteriorhodopsin nutzt Sonnenlicht um einen Protonengradienten über der Zellmembran aufzubauen. Der Mechanismus der Energieumwandlung basiert auf einem gut erforschten Photozyklus. Obwohl schon über 45 Jahre an diesem bioenergetischen Modellsystem geforscht wurde, sind noch immer wenig Informationen über den letzten Schritt dieses Photozykluses vorhanden: den Übergang vom O zum Grundzustand (bR). Es wird jedoch angenommen, dass ein langreichweitiger Protonentransfer den bR Zustand wiederherstellt. Diese Arbeit zielt darauf ab, weiteren Aufschluss über die mechanistischen Details und thermodynamischen/kinetischen Eigenschaften des O→bR Übergangs zu geben. Um dies zu bewerkstelligen, wurden computergestütze Rechenmethoden als brauchbare Ergänzung zum Experiment verwendet, da die Handhabung von Membranproteinen und die gesetzten Ziele für experimentelle Methoden eine schwierige Aufgabe darstellen. Zunächst wurden Strukturmodelle mit Hilfe von enhanced sampling Methoden für den O, bR und den O* Intermediatszustand erstellt. Für die Simulation der (langreichweitigen) Protonentransfer- reaktionen wurde ein hybrides QM/MM Set-up basierend auf der semiempirischen Quantenchemie- Methode DFTB3 und dem CHARMM36 Kraftfeld verwendet. Die mit dem Protonentransfer assoziierte Änderung der Gibbs’schen Freien Energie wurde mit Hilfe von Freie-Energie-Techniken in Kombination mit einer fortgeschrittenen Reaktionskoordinate, die auf der center of excess charge- Darstellung basiert, aufgeklärt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass es sich bei der O→bR Konversion um einen leicht exergonen Prozess handelt, in dem der O* Zustand ein metastabiler Zwischenzustand bildet. Bezüglich des Protonentransfer-Pfads wurde eine interessante Feststellung gemacht: Der langreichweitige Protonentransfer wird über einen Protonen-Loch-/inversen Grotthuss-Mechanismus vollzogen. Zudem wird dieser Ladungstransfer begleitet von der Umorientierung einer funktionell wichtigen, positiv geladenen Arginin Seitenkette sowie der Ausbildung der proton release group. Im Zuge dieser Studien, wurde des Weiteren die Genauigkeit von DFTB3 für Protonentransferreaktionen evaluiert. Die Methode bewies sich als leistungsstark für die Beschreibung dieser Reaktionen mit einer geringfügigen Tendenz für die Unterschätzung von Reaktionsbarrieren. Um diesen Fehler zu korrigieren, der aus der Unterschätzung der kurzreichweitigen Pauli Repulsion in DFTB3 resultiert, wurde die empirische Delta-Pauli Korrektur entwickelt. Allerdings gab es bisher keine Parameter für dieses Model. Daher wurde in dieser Arbeit der erste Parametersatz für CHNO-basierte Molekülsysteme entworfen und an relevanten organischen/biochemischen Systemen evaluiert. Die Ergebnisse zeigen, dass Delta-Pauli erfolgreich kurzreichweitige Pauli Repulsion in DFTB3 einführt. Dies hat zur Folge, dass Delta-Pauli die Beschreibung von Molekülsystemen bezüglich nichtkovalenter Wechselwirkungen, inter- und intramolekularen Reaktionsbarrieren und Gleichgewichtsgeometrien verbessert.